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Offener Brief der österreichischen Filmwirtschaft an die Bundesregierung

Sehr geehrter Herr Bundeskanzler Nehammer!
Sehr geehrter Herr Vizekanzler Kogler!
Sehr geehrte Frau Bundesministerin Raab!

Sie haben sich in unterschiedlicher Funktion an den Verhandlungen über die Zukunft des ORF beteiligt. Den Medienberichten zufolge hat dabei die nationale und internationale Wahrnehmbarkeit Österreichs, wie sie gerade durch das österreichische Filmschaffen, durch österreichische Filme, Serien, Dokumentationen, Kultur- und Sportsendungen realisiert wird, bisher keine Rolle gespielt. Die Identität der Republik Österreich wird maßgeblich durch sein (auch international) wahrgenommenes Filmschaffen realisiert. Es geht um österreichische Inhalte im österreichischen Programm! Und diese Inhalte werden nicht in deutschen Sendern, nicht bei internationalen Streamern oder „Irgendwo“ geschaffen – diese österreichischen Inhalte werden bisher und bis auf Weiteres allein von der österreichischen Filmwirtschaft, den österreichischen Filmschaffenden mit und durch den Österreichischen Rundfunk geschaffen!

Die Berichterstattung über die ORF-Verhandlungen haben für viele den Eindruck erweckt, dass hier lediglich „Zahlenspiele“ im alleinigen Fokus der Verhandler liegen. Dies ist medien- und kulturpolitisch nicht sachgerecht – es ist im Hinblick auf die Zukunft tausender Arbeitsplätze in Österreich und in Bezug auf die audio-visuelle Präsentation Österreichs problematisch. So sehr sich die österreichische Filmwirtschaft den Zielen von Sparsamkeit und Effizienz verbunden fühlt, so wenig lässt sich erkennen, dass diese Diskussion entlang eines programmatisch fundierten Leitbildes für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Österreich geführt wird.

Die österreichische Filmwirtschaft sieht in der Umstellung der ORF-Finanzierung auf eine Haushaltsabgabe ein solides Instrument, das die stets prekäre Finanzlage des ORF auf Dauer sichern kann. Die in Hinkunft dem ORF zufließenden Mittel müssen aber verstärkt (und garantiert!) in das österreichische Programm fließen – das genuin österreichische Programm für das österreichische Publikum darf nicht die beliebige Variable des ORF Budgets bleiben! Genau diese Entwicklung zeichnet sich aber ab, weil das allgemeine Spar-Postulat dem ORF (fast) freie Hand lässt, wo gespart wird – und dies folgt erfahrungsgemäß beim Programmbudget.

Die österreichische Filmwirtschaft fordert daher:

Es ist gesetzlich vorzusehen, dass zumindest 20% der dem ORF zufließenden Anteile an der Haushaltsabgabe für österreichische Filme, Serien und Dokus verwendet werden müssen. Nur wenn der finanzielle Anteil des österreichischen Programms eines gesicherten ORF verpflichtend festgelegt ist, haben Sie dem Wunsch der Bürger der durch die hervorragenden Einschaltquoten des österreichischen Programms eindeutig geäußert ist entsprochen und diesen so wichtigen Teil der österreichischen Zukunft positiv gesichert. Dem ORF und dem österreichischen Filmschaffen sind umgehend die notwendigen (digitalen) Plattformen für die Verbreitung und Wahrnehmung („Player“) zu gewähren.

Das österreichische Filmschaffen kann auf Fakten verweisen: seine Marktanteile, seine Quoten, seine internationale Tourismus-Wirksamkeit und die für ein kleines Land überdurchschnittliche cineastische Bedeutsamkeit sprechen für sich! Die österreichische Filmwirtschaft weiß: „Wir leben und sterben mit dem ORF“! Wenn Sie als verantwortliche Politiker jetzt daran scheitern, dem österreichischen Filmschaffen eine gesicherte Grundlage zu geben, dann mögen sie „gespart“ haben und sich dies auf ihre Fahnen heften – tatsächlich haben sie dann aber verhindert, worum es allein gehen müsste: Österreichisches Geld für österreichische Filme fürs österreichische Publikum.

Film Austria
Association of Austrian Filmproducers
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